Planungen zum Neubaugebiet „Alte Gärtnerei“ Tairnbach polarisieren
Kein einheitliches Stimmungsbild !
In der jüngsten Gemeinderatsitzung wurden durch das Planungsbüro Sternemann & Glup sowie Vertretern der Deutschen Reihenhaus AG die Planungen zu o.g. Baugebiet vorgestellt.
Bei der anschließenden Diskussion zeigte sich, ähnlich wie bei der wenige Tage zuvor stattgefundenen Ortschaftsrat Sitzung, fraktionsübergreifend ein uneinheitliches Stimmungsbild bzgl. der Bebauung.
Auch innerhalb der Freien Wähler – Bürgerliste e.V. gab es unterschiedliche Betrachtungsweisen.
Am Ende der Debatte wurde auf Antrag eines politischen Mitbewerbers dieser TOP zur finalen Entscheidung mehrheitlich in die Oktober-Sitzung des Gemeinderats vertragt.
Hier die unterschiedlichen Stellungnahmen unserer beiden Gemeinderäte Reinhold Sauer (1) und Reimund Metzger (2).
1: GR Reinhold Sauer
Sehr geehrte Sitzungsteilnehmer,
der nun vorgelegte gegenüber früheren Entwürfen modifizierte Bebauungsplanentwurf zur alten Gärtnerei Bender sieht mit bis zu 47 geplanten Wohneinheiten bzw. entsprechend ca. 115 neuen Einwohnern eine spürbare Nachverdichtung der Fläche vor. Diese Bebauungsdichte entspricht sicherlich nicht der in Tairnbach im Schnitt deutlich aufgelockerten Bebauung.
Deshalb würden wir es begrüßen, wenn die Planung hinsichtlich der Bebauungsdichte noch etwas zurückgenommen werden könnte, um den späteren Nutzern ein attraktiveres Wohnen gewährleisten zu können. Andererseits muss auch darauf hingewiesen werden, dass in der jüngeren Vergangenheit in den meisten Gemeinden neue Wohnbaugebiete mehr und mehr mit einer verdichteten Bauweise geplant werden. Dies ist zum einen den stark gestiegenen Baukosten aber auch den hohen Grundstückspreisen sowie dem enormen Wohnungsdruck geschuldet. Aus ökologischer Sicht führt die Umsetzung des Baugebietes auch in der vorgelegten Form zu einer Verbesserung, da eine fast vollständig versiegelte Fläche nun in Form von Grünflächen und der Öffnung des Tairnbachs teilweise renaturiert wird. Zudem müssen für die vorgefundenen schützenswerten Arten Ausgleichsflächen zur Verfügung gestellt werden, wodurch dauerhaft Flächen der Natur vorbehalten werden. Die Umsetzung dieses Bebauungsplangebietes würde auch auf Jahrzehnte die Ausweisung neuer Baugebiete entbehrlich machen und so dem Landverbrauch entgegenwirken.
Weiter muss berücksichtigt werden, dass es sich für die Gemeinde um eine kostengünstige Variante handelt, wenn ein Investor die gesamte Erschließung und Bebauung übernimmt und dann der Gemeinde die fertigen Erschließungsanlagen übergibt. Die Alternative könnte sein, dass die Umsetzung des Projektes scheitert und so auf Jahre das Gebiet ungenutzt bleibt. Wichtig erscheint mir aber bei der Planung des Baugebietes, dass die Belange des Hochwasserschutzes Beachtung finden, da das Gebiet ausweislich der Gefahrenkarten aus dem Starkregenmanagment zu dem kritischsten Bereich in Tairnbach gehört. Es müssen deshalb Vorkehrungen getroffen werden, um das Plangebiet bei Starkregen vor dem von außen zuströmenden Wasser zu schützen und auf den Bau von Kellern sollte verzichtet werden.
Bei der Abwägung der verschiedenen Vor- und Nachteile erscheint die sehr starke Verdichtung des Gebietes noch tragbar zumal Kaufwillige im Vorfeld schon wissen, auf was sie sich einlassen und die möglichen Kaufpreise dadurch erschwinglicher bleiben. Ich stimme deshalb dem vorgelegten Bebauungsplanentwurf zu.
2: GR Reimund Metzger
„Zunächst Vielen Dank an die drei Referenten vom Planungsbüro und der Dt. Reihenhaus für ihre detaillierten Ausführungen.
Ich habe bewusst erst die Stellungnahmen aller Fraktionen zu der Thematik abgewartet und wie von mir erwartet, waren die Ansichten bzw. Herangehensweisen unterschiedlich. Dies hat man auch bei der Sitzung des Ortschaftsrats Tairnbach beobachten können.
Wir sollten uns darüber bewusst sein, dass dieses Baugebiet auf viele Jahre oder sogar Jahrzehnte das letzte Baugebiet sein wird, welches wir für den OT Tairnbach ausweisen werden / können und gerade deshalb müssen wir hier sorgsam und mit Bedacht vorgehen. Am Ende der Planung soll ja ein Planungsergebnis stehen, mit dem alle Beteiligten leben können.
Die Crux für uns ist, den Spagat zwischen „attraktivem Wohnen“ und „bezahlbarem Wohnraum“ hinzubekommen!
Einen bezahlbaren Wohnraum werden wir sicherlich nur hinbekommen, wenn wir eine angemessene Anzahl an Hausgruppen ausweisen. In der derzeit vorliegenden Planung sind dies 47 Wohneinheiten. Dies ist für die Dt. Reihenhaus eine auskömmliche Anzahl.
Die Thematik „attraktives Wohnen“ sehe ich bei der derzeitigen Planung eher kritisch.
Der äußere Ring des Planungsgebiets, also der Bereich entlang der Sternweiler Straße sowie der östliche Teil, ist für mich tragbar.
Problematisch ist es im Innenbereich. Dieser scheint mir zu dicht bebaut, entsprechende Probleme sind quasi vorprogrammiert. Wenn viele Menschen mit unterschiedlichen Interessen und Lebensgewohnheiten dicht beieinander wohnen, gibt es immer wieder Spannungen.
Kritisch sehe ich auch die Problematik der Stellplätze. Laut Planung sind zwar „ausreichend“ Stellplätze vorhanden, jedoch sollte man sich bewusst sein, dass heute jeder Haushalt mindestens zwei Fahrzeuge hat, von Motorrädern u.ä. will ich gar nicht reden. Der ein oder andere wird auch mal Besuch bekommen und dann kann es eng werden. Hier sollte man auf ausreichend Parkfläche achten.
Auch die Planung mit einem „gemeinsamen Abstellplatz für Mülltonnen“ sehe ich problematisch. Nicht jeder nimmt es mit der Mülltrennung so genau und schnell hat man hier unhygienische Zustände.
Mein Wunsch wäre, dass man diesen inneren Bereich etwas entzerren könnte, indem man z.B. auf zwei oder drei Wohneinheiten verzichtet. Dies wäre für die Dt. Reihenhaus sicherlich noch tragbar und der Thematik „attraktives Wohnen“ hätte man Vorschub geleistet.
Laut Sitzungsunterlagen kann, sofern es vonseiten des Gemeinderats noch Anpassungsbedarf am Entwurf des Bebauungsplans geben sollte, der Entwurfsstand noch vor Beginn der Offenlage angepasst werden. Diese Möglichkeit sollten wir nutzen !
Für die Freie Wähler-Bürgerliste e. V.
Reimund Metzger, Gemeinderat